Naturraum Altmühltal



 Hochwasser Januar 2018 (Blick von der Altmühlbrücke in Gunzenhausen Richtung Aha)
Hochwasser Januar 2018 (Blick von der Altmühlbrücke in Gunzenhausen Richtung Aha).

Der Naturraum wird geprägt durch den ebenen und meist breiten Talraum der Altmühl und ihrem extrem geringen Gefälle. Zwischen Herrieden und Treuchtlingen beträgt der Höhenunterschied auf über 60 km Flusslänge nur etwa 9 m. Regelmäßige und häufige Überschwemmungen sind die Folge.


 Überschwemmte Wiesen bei Wachenhofen, Januar 2021
Überschwemmte Wiesen bei Wachenhofen, Januar 2021
 Überschwemmte Wiesen im Wiesmet, Februar 2021
Überschwemmte Wiesen im Wiesmet, Februar 2021

Im Frühmittelalter, bis etwa ins 6. Jahrhundert, war die Aue noch bewaldet. Eschen- und Schwarzerlen-Auwälder, Flatterulmen-Hainbuchenwälder und Erlenbruchwälder herrschten vor. Mit fortschreitender Besiedlung wurden die Wälder gerodet und das Tal urbar gemacht. Ackerbau war im Überschwemmungsbereich der Aue nicht möglich. So entstanden Wiesen und Weiden, die wegen begrenzter technischer Mittel, der Nässe und der Vielzahl von Landwirten in der Vergangenheit sehr kleinteilig und vielfältig bewirtschaftet wurden. Mit der Entstehung dieses weitläufigen Feucht- und Nassgrünlands hielten die Wiesenbrüter und viele andere, heute meist seltene Arten Einzug. Die Entstehung und der Erhalt der Wiesenbrüterlebensräume war und ist damit untrennbar verbunden mit den Überschwemmungen und der Grünlandbewirtschaftung.


 Artikel aus dem Altmühl-Boten, Ausgabe vom 20. März 1963
Artikel aus dem Altmühl-Boten, Ausgabe vom 20. März 1963.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Altmühl, die bis dahin einen weitgehend natürlichen Verlauf aufwies, zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen „begradigt“, wobei das Gewässerbett kanalisiert und aufgeweitet wurde. Der damit beabsichtigte Schutz der Landwirtschaft vor Hochwässern konnte dennoch nur bedingt erreicht werden. Erst das 1985 fertiggestellte Überleitungssystem Altmühlsee-Brombachsee führte zu grundlegenden Veränderungen des Wasserhaushalts. Die extremen Hochwässer, die den gesamten Talraum oft langanhaltend überschwemmten, werden nun vor allem in den Sommermonaten deutlich reduziert.

Diese Veränderungen werden seit einigen Jahren überlagert durch den Klimawandel. Die Schneeschmelze verringert sich, Trockenperioden und Niedrigwasserereignisse werden länger und Starkniederschlagsereignisse häufiger. Dies führt zu einem Absinken von Grundwasserständen und Austrocknen der Flächen. Diese Entwicklung bereitet den Wiesenbrütern, der Gewässerfauna in der Altmühl aber auch den Landwirten zunehmend Probleme. Um gegenzusteuern und die Fließgewässeraue strukturell und hydraulisch wieder aufzuwerten, begann das Wasserwirtschaftsamt Ansbach in den 1990er Jahren die Mittlere Altmühl auf einer Länge von 23 km umfassend zu renaturieren. In den letzten Jahren wird die Umgestaltung an der Oberen Altmühl von Ornbau bis Neunstetten fortgesetzt.

Weitere Anstrengungen für den Wasserrückhalt müssen folgen. Denn die Altmühl besitzt im nördlichen Abschnitt mehr als 50 und im südlichen Abschnitt mehr als 30 temporäre und permanente Zuflüsse, die nahezu durchgängig begradigt und teils mittels Sohlschalen kanalisiert sind. Mit einer Gewässergüte von II-III ist die Altmühl als kritisch belastet einzustufen. Die Einträge von Schadstoffen, Düngemitteln und Bodeneinschwemmungen führen zu Belastungen im Altmühlsee und im Grundwasser.